"Eat more meat" Esst mehr Fleisch hat Sven Morawietz auf die Lippen des Mundes gesprüht, der mit Schädel-Zähnen bestückt ist. Das Bild ist Teil einer Ausstellung im Krönbacken. Foto: Martin Moll
Erfurter Altstadt. Bisweilen zeigen sie blutige Szenen, die Kunstwerke, die ab Samstagabend (13. Dezember) in der Galerie Waidspeicher im Kulturhof zum Güldenen Krönbacken zu sehen sind. "Gott spielen. Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier" ist die Ausstellung überschrieben, die Bilder, Skulpturen, Fotografien und Grafiken von fünfzehn Künstlerinnen und Künstlern vereint. Kuratorin Saskia Nottrodt möchte gerade in der Vorweihnachtszeit Diskussionen anregen: Was kommt zum Fest der Speisen auf den Tisch? Wieso verschenkt jemand Tiere? Wer legt Pelzmäntel unter den Weihnachtsbaum?
In ihrem namenlosen Triptychon zeigt sie religiöse und mythologische Gestalten, die Mensch und Tier vereinen - und misshandelt sie dann so wie namenloses Nutzvieh. Hirtengott Pan wird die Kehle aufgeschlitzt wie einer Ziege; ein Speerwurf beendete das Leben der barbusigen Sirene, gleich einem von Harpunen getroffenen Wal.
Nicht alle der fünfzehn Künstler seien so wie sie Vegetarier, betont Saskia Nottrodt. "Doch wir alle prangern den übertriebenen Wahnsinn an, was Tierversuche oder Massentierhaltung betrifft." So sprühte Sven Morawietz einen überdimensionalen Mund auf die Leinwand. Doch statt Zähnen wählte er Tierschädel. Die Worte "Eat more meat" wirken wie auf die schwarz-roten Lippen tätowiert. "Die Menschen denken oft nicht nach über die Übermengen, die sie konsumieren", sagt der Künstler. Andere Zugänge zum Thema haben seine Kollegen gewählt: Miriam Braunstein, Carolin Fräbel, Sarah Grimm, Stephan Kirsch, Robert Kolbe, Anetta Kostrzewska-Lindig, Franziska Präfcke, Michael Schmidt, Johannes Spiegler, Sebastian Stützer, Konstanze Trommer und Florian Wittwer.
Auch Rosmarie Weinlich hat einige ihrer Werke in die Galerie Waidspeicher getragen. "Vom Verschwinden" sind die Ölbilder betitelt, die Sperling und Kohlmeise zeigen - oder zumindest andeuten. Denn einige Formen sind bis zur Unkenntlichkeit verwischt. "So wie manche Menschen sich Tiere zu eigen machen, spielen sie tatsächlich Gott", sagt sie. Gestern zweifelte die Künstlerin, ob sie der Ausstellung ein weiteres Werk hinzufügen soll: ein gegossenes Schweineherz, präsentiert auf einem Sockel. Bedenkt man, dass Schweine schon als Organspender Menschenleben gerettet haben, würde sich das Herz gut einfügen in die Schau, die das Verhältnis zwischen Mensch und Tier verspielt, aber tiefgründig ausleuchtet.
Die Ausstellung "Gott spielen" wird am morgigen Samstag, 13. Dezember, 19 Uhr, eröffnet und ist bis zum 25. Januar zu sehen. Führungen durch die Galerie Waidspeicher gibt es donnerstags, 17 Uhr, außer am 25. Dezember und 1. Januar.